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Ein Spiegelbild unserer Gesellschaft – aber nur teilweise?

„I Feel Pretty“ – Amy Schumers Komödie, die mit dem Thema Selbstliebe und den gesellschaftlichen Schönheitsidealen spielt, ist mehr als nur eine oberflächliche romantische Komödie. Sie beleuchtet die fragilen Konstrukte unseres Selbstwertgefühls und hinterfragt die oft absurden Erwartungen, die unsere Gesellschaft an Schönheit stellt. Doch gelingt es dem Film, diese komplexen Themen auf überzeugende Weise zu präsentieren und gleichzeitig zu unterhalten?

Renee Bennett, die Protagonistin, kämpft mit Selbstzweifeln und einem geringen Selbstwertgefühl – ein Thema, das viele Zuschauerinnen und Zuschauer nur zu gut kennen. Ein zufälliger Sturz führt zu einer plötzlichen, selbst auferlegten Verwandlung: Renee sieht sich fortan als unwiderstehlich schön. Diese unrealistische Prämisse bildet den Kern der Geschichte und ermöglicht es dem Film, die Auswirkungen des Selbstbildes auf das Leben einer Person zu erkunden. Renee genießt plötzlich Anerkennung, beruflichen Erfolg und ein gestei-gertes Selbstbewusstsein.

Stellt sich jedoch die Frage: Ist Renées Erfolg tatsächlich ausschliesslich auf ihre vermeintliche Schönheit zurückzuführen, oder spielt ihr neu gefundenes Selbstvertrauen eine wesentlichere Rolle? Der Film deutet dies subtil an, ohne eine definitive Antwort zu liefern. Er lässt den Zuschauer im Ungewissen und fordert ihn gleichzeitig auf, über den Einfluss des Selbstbildes auf das eigene Leben nachzudenken. Ist selbst auferlegtes Selbstvertrauen, selbst auf einer Illusion basierend, authentisch?

Wie glaubwürdig ist die Darstellung in "I Feel Pretty"? Eine berechtigte Frage, da die plötzliche Veränderung der Protagonistin die Glaubwürdigkeit des Films in Frage stellt. Der Humor, oft slapstickartig und leicht unter die Gürtellinie gehend, konterkariert die ernsthafteren Momente und die tiefergehende Botschaft, die der Film vermitteln möchte. Diese Gratwanderung zwischen Humor und Tiefgang ist nicht immer gelungen. Manche Szenen wirken zu konstruiert und lassen die wichtige Thematik des Selbstwertgefühls etwas verblassen.

Die visuelle Gestaltung des Films ist bemerkenswert. Die Kameraführung, die Farbgebung und die Musik unterstreichen Renées innere Entwicklung. Der Wandel, den sie durchlebt, wird eindrucksvoll visuell umgesetzt. Diese ästhetische Umsetzung verleiht dem Film eine zusätzliche Ebene und unterstreicht die Botschaft der Geschichte. Die Inszenierung schafft es jedoch nicht immer, die Komplexität des Themas adäquat zu verdeutlichen.

Verändert "I Feel Pretty" die konventionelle RomCom-Formel?

"I Feel Pretty" versucht, sich von der herkömmlichen RomCom-Formel zu lösen, die oft unrealistische Schönheitsideale propagiert. Doch ist der Film ein echter Fortschritt in der Darstellung von Selbstwertgefühl? Die unrealistische Prämisse – der Sturz als Auslöser für ein veränderte Selbstwahrnehmung – wirkt wie ein Kunstgriff, um das Thema Selbstwertgefühl in eine unterhaltsame Geschichte einzubetten. Dies ist sowohl die Stärke als auch die Schwäche des Films.

Die Gegenüberstellung von Renee und Avery LeClaire, die von Michelle Williams gespielt wird, ist ein wichtiger Aspekt. Avery repräsentiert eine selbstbewusste und erfolgreiche Frau, deren Selbstwertgefühl nicht von ihrem Aussehen abhängt. Dieser Charakter dient als wichtiger Kontrast zu Renee und verdeutlicht den Unterschied zwischen einem authentischen und einem aufgesetzten Selbstwertgefühl.

Wie oft sehen wir in romantischen Komödien eine so deutliche Gegenüberstellung? Die Frage zielt auf die häufige oberflächliche Darstellung von Schönheitsidealen in diesem Genre ab. "I Feel Pretty" versucht, dies zu brechen, jedoch mit gemischten Ergebnissen.

Der Film vermittelt eine positive Botschaft: Selbstliebe und Selbstvertrauen sind entscheidend für ein erfülltes Leben. Doch die Art und Weise, wie diese Botschaft vermittelt wird, ist diskussionswürdig. Die unrealistische Prämisse und die manchmal oberflächliche Handhabung komplexer Themen lassen den Film als unvollständig oder gar naiv erscheinen.

Trotz seiner Schwächen regt "I Feel Pretty" zur Diskussion über Schönheitsideale und Selbstwertgefühl an. Er ist ein unterhaltsamer Film, der einen Spiegel vor unsere Gesellschaft hält. Obwohl er den Anspruch, eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstwertgefühl zu liefern, nicht vollkommen erfüllt, löst er eine wichtige Diskussion aus und hinterlässt einen nachdenklichen Eindruck.